Fraktion in der
Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe

Ausstellung „Betrifft: Aktion 3 – Deutsche verwerten jüdische Nachbarn“ und Begleitprogramm, 29.3.-24.4.2019 im LWL-Landeshaus

Ankündigung: Ausstellung und Veranstaltungen

„Betrifft: Aktion 3 – Deutsch verwerten jüdische Nachbarn“

29. März bis 24. April 2019
Montags bis Freitags, 8:00 – 19:30 Uhr
Bürgerhalle im Landeshaus des LWL, Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48133 Münster
Eintritt frei

 

Begleitprogramm:

Freitag, 29. März, 18 Uhr:
„Menschliches Versagen“ Filmdokumentation über die Arisierung und die Rolle der Finanzämter – Kinogespräch mit:
Prof. Dr. Michael Verhoeven (Regisseur des Films)
Prof. Dr. Wolfgang Dreßen (Kurator der Ausstellung)

Der Film erzählt von der Enteignung jüdischer Bürgerinnen und Bürger und davon, wie diese Ereignisse heute noch immer vertuscht werden. Er basiert auf dem Buch von Prof. Dr. W. Dreßen: „Deutsche verwerten ihre jüdischen Nachbarn. Dokumentation zur Arisierung“. 2009 erhielt der Film auf dem Jewish Film Festival Berlin den Preis für den „Besten deutschen Dokumentarfilm mit jüdischer Thematik“.

Wo? Cinema Münster, Warendorfer Str. 45-47, 48145 Münster
Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten
Link zur Ankündigung des Films auf der Homepage des „Cinema“

 

Samstag, 30. März, 16 Uhr:
Eröffnung der Ausstellung mit:
Prof. Dr. Wolfgang Dreßen (Kurator der Ausstellung)
Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (Kulturdezernentin des LWL)

Wo? Bürgerhalle im LWL-Landeshaus, Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48133 Münster
Eintritt frei

 

Freitag, 5. April, 19 Uhr:
„Mariannes Heimkehr – Die Jüdin, der Beamte und das Dorf“ – Film und Diskussion mit:
Gert Monheim (Autor des Films)
Prof. Dr. Wolfgang Dreßen (Kurator der Ausstellung)

Marianne Winter hat als Einzige ihrer Familie die Vernichtungslager der Nazis überlebt. Als sie 1945 in ihren Geburtsort Hemmerden (heute Vorort von Grevenbroich) zurückkehrt, wohnen in ihrem Elternhaus Fremde. Das Eigentum der Familie ist in der Nazizeit versteigert worden und befindet sich jetzt im Besitz von Nachbarn oder Bewohnern der umliegenden Dörfer. Marianne Winter steht völlig mittellos da.
In ihrer Not muss sie sich an den selben Finanzbeamten wenden, der den Besitz ihrer Eltern „arisiert“ hat: Josef Krüppel. So akkurat, wie er früher die Enteignung jüdischer Bürger durchgeführt hat, so akkurat bemüht er sich nun um die Entschädigung der wenigen, die zurückgekehrt sind. Er kann auf Listen zurückgreifen, in denen er penibel den Versteigerungserlös für die Hausratsgegenstände und Kleider der Familie Winter und die Namen der Käufer festgehalten hat, die nicht selten unmittelbare Nachbarn der Familie waren.

Wo? Plenarsaal im LWL-Landeshauses, Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48133 Münster
Eintritt frei

 

Donnerstag, 11. April, 19 Uhr:
„Raub und Enteignung – Wiedergutmachung? 1933-2019. Die Arisierung jüdischen Eigentums, aktuelle Herkunftsforschung und Diskussion um Rückgaben“ Podiumsdiskussion
mit:
Prof. Dr. Wolfgang Dreßen (Kurator der Ausstellung)
Dr. Ulrike Gilhaus (Leiterin des Museumsamtes des LWL)
Dr. Tanja Pirsig-Marshall (Stellvertretende Leiterin des LWL-Museums für Kunst und Kultur)
Ruth Frankenthal (Jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit)
Barbara Schmidt (Sprecherin DIE LINKE. im LWL)

Wo? Plenarsaal im LWL-Landeshauses, Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48133 Münster
Eintritt frei

 

Führungen durch die Ausstellung mit Kurator Prof. Dr. Wolfgang Dreßen
Freitag, 5. April, 17 Uhr
Donnerstag, 11. April, 17 Uhr
Mittwoch, 16. April, 15 Uhr und 18 Uhr

Wo? Bürgerhalle im LWL-Landeshaus, Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48133 Münster
Eintritt frei

Die Führungen am 16. April entfallen aus Krankheitsgründen!!!

 

 

Deutsche verwerten jüdische Nachbarn

Die seit Herbst 1941 unter dem Tarnnamen „Aktion3“ durchgeführte Ausplünderung der jüdischen Deportierten war durchorganisiert.

Ein Beraubungsnetzwerk aus Finanzbehörden, Zoll- und Devisenstellen und Gestapo sowie diverser Berufsgruppen (Gerichtsvollzieher, Spediteure, Auktionatoren) war mit der Enteignung und Verwertung des Vermögens befasst.

Parallel bereicherte sich der Staat über öffentliche Versteigerungen, als die Bevölkerung Mobiliar, Wäsche, Geschirr, Bekleidung, Bücher, Spielzeug etc. ihrer jüdischen Nachbarn erwarb. Die von den Juden vorzulegende Vermögenserklärung dokumentiert die Tiefe der Entrechtlichung, die persönlichste Räume nicht nicht verschonte, sondern sie dem Staat übereignete, der diese Enteignung gelegentlich in grotesker Weise sozial überformte, wenn er jüdische Habe den bombengeschädigten „Volksgenossen“ überließ.

Ergänzt wird Prof. Dr. Dreßens 1999 erstmals gezeigte Wanderausstellung über die Verhältnisse im Rheinland durch Beispiele aus Bielefeld, die Auszubildende der Stadt Bielefeld in den Landesarchiven in Detmold und Münster recherchiert haben.

77 Jahre nach der ersten Deportation aus Bielefeld am 13. Dezember 1941 nach Riga veranschaulichen diese Dokumente die Systematik und Reichweite des Unrechts, das eben nicht heimlich in den Amtszimmern geschah sondern öffentlich.

 

Und aktuelle Provenienzforschung: Woher stammen die Kulturgüter in unseren Museen?

Mit der Ausstellung und den Begleitveranstaltungen wollen wir auch die aktuellen Debatten der Provenienzforschung, das heißt zur Erforschung der Herkunft von Kulturgütern, beleuchten. Mit den Washingtoner Prinzipien (1998) wurden Richtlinien für den Umgang mit NS-Kulturraubgut erarbeitet. Seit einigen Jahren wird nun – vom Bund finanziell unterstützt – in den bundesdeutschen Museen versucht, Klarheit zu schaffen über die Herkunft ihrer Bestände und – falls es sich um Werke der NS-Raubkunst handelt – an die Nachkommen der Besitzer zurückzugeben. Auch die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe und Rheinland sind aktive Teile dieser Aktivitäten.

 

Veranstalterin: DIE LINKE. im LWL

 

Flyer zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm zum Herunterladen