Fraktion in der
Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe

Antrag der Fraktion DIE LINKE zum LWL-Haushaltsplanentwurf 2017 hier: Ausbau des LWL-Medienzentrums Westfalen als Kompetenzzentrum für Leichte Sprache

Beschlussantrag :

  • Das LWL-Medienzentrum Westfalen wird zum Kompetenzzentrum für Leichte Sprache ausgebaut.
  • Der LWL stellt im Kompetenzzentrum Menschen mit Lernschwierigkeiten als Prüferinnen und Prüfer mit festen, tariflich bezahlten Verträgen ein.
  • Der LWL arbeitet an der Entwicklung eines Berufsbildes „Prüferin“ und „Übersetzerin“ für Leichte Sprache mit.
  • Das LWL-Medienzentrum bietet seine Dienstleistungen den verbandsangehörigen Mitgliedern an.

Begründung:

Seit 2009 gilt in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention. Sie garantiert Menschen mit Behinderungen im Artikel 21, Recht der freien Meinungsäußerung, Meinungsfreiheit und Zugang zu Informationen, dass die Vertragsstaaten alle geeigneten Maßnahmen treffen

„um zu gewährleisten, dass Menschen mit Behinderungen das Recht auf freie Meinungsäußerung und Meinungsfreiheit, einschließlich der Freiheit, Informationen und Gedankengut sich zu beschaffen, zu empfangen und weiterzugeben, gleichberechtigt mit anderen und durch alle von ihnen gewählten Formen der Kommunikation im Sinne des Artikels 2 ausüben können, unter anderem indem sie

  1. Menschen mit Behinderungen für die Allgemeinheit bestimmte Informationen rechtzeitig und ohne zusätzliche Kosten in zugänglichen (barrierefreien) Formaten und Technologien, die für unterschiedliche Arten der Behinderung geeignet sind, zur Verfügung stellen;“.

Auch im Inklusionsstärkungsgesetz NRW ( § 8 und § 9) und im Behindertengleichstellungsgesetz ( § 11 ) wurde die Forderung nach barrierefreier Kommunikation verankert. Als ein Element barrierefreier Kommunikation wurde die Leichte Sprache genannt.

Das Angebot von Formularen, Schriftverkehr und von Dokumenten in barrierefreien Formaten (Großdruck, Leichte Sprache, Einfache Sprache, Audio-Format, EDV-Format für Vorleseprogramme, Brailleschrift, Gebärdensprache) und das Benutzen einfacher und klarer Sprache in der Verwaltung ist wichtig für alle Menschen. Alle Bürgerinnen und Bürger erhalten so selbstständiger und einfacher die von ihnen benötigten Informationen, um z.B. Anträge zu bearbeiten, sich am demokratischen Willensbildungsprozess zu beteiligen oder Leistungen zu erhalten. Für viele Menschen, die vom LWL Leistungen beziehen oder aus anderen Gründen mit dem LWL kommunizieren, ist Leichte Sprache wichtig bis unerlässlich.

Der LWL hat schon einige Broschüren in Leichter Sprache herausgegeben. Es ist nötig, dieses Angebot auf alle Gebiete zu erweitern, z.B. auch auf Formulare und den Schriftverkehr.

Es ist aus vier Gründen sinnvoll, dass der LWL ein eigenes Kompetenzzentrum für Leichte Sprache hat:

  1. Auf Grund des Umfanges der zu leistenden Übersetzungen ist ein eigenes Kompetenzzentrum notwendig und sinnvoll.
  2. Der LWL kann für die Verbandsmitglieder Übersetzungen in Leichte Sprache als Dienstleistungen anbieten.
  3. Ein Qualitätskriterium für Leichte Sprache ist die Prüfung der Texte durch Menschen mit Lernschwierigkeiten. Viele Unternehmen lassen die Texte durch Werkstattbeschäftigte prüfen, ohne für diese tariflich entlohnte Arbeitsplätze zu schaffen. Der LWL kann im Kompetenzzentrum für Leichte Sprache tariflich bezahlte Arbeitsplätze für Werkstattbeschäftigte schaffen
  4. Zur Qualitätssicherung müssen die Berufsbilder „Übersetzerin“ und „Prüferin“ für Leichte Sprache geschaffen werden. Hier kann der LWL fachkundig mitarbeiten.

„Ich möchte uns allen gemeinsam aber Mut machen, dass wir nicht nur darüber nachdenken, wie wir möglichst noch „kleiner“ werden können. Sondern, dass wir künftig auch mal wieder darüber nachdenken, wie wir, wie der LWL Impulsgeber für die Kommunen und für die Region Westfalen-Lippe sein kann“. (LWL-Direktor Matthias Löb, Rede zur Einbringung des LWL-Haushaltsplanentwurfes 2017)

Mit einem Kompetenzzentrum für Leichte Sprache wäre der LWL Impulsgeber und für die Region und die Kommunen in Westfalen-Lippe.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Kohn                                                     Barbara Schmidt
Mitglied im Sozialausschuss                        Mitglied im Kulturausschuss
Fraktionssprecher                                        Fraktionssprecherin

f.d.R. Doris Petras
Fraktionsgeschäftsführerin