Fraktion in der
Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe

Anfrage der Fraktion DIE LINKE. Die PARTEI zu steigenden innerfamiliären Gewalt an Minderjährigen

Anfrage an die Verwaltung vom 25.05.2021:

Sehr geehrte Frau Westers,

Wir bitten um die Beantwortung der nachstehen Fragen, bezogen auf den Zuständigkeitsbereich des LWL:
1. Kann die LWL Verwaltung diesen erschreckenden Trend bestätigen (s. Begründung)?

2. Ist der Verwaltung bekannt, ob die Zahl der Inobhutnahmen in den vergangenen 12 Monaten zugenommen hat, wenn ja in welcher Größenordnung?

3. Wie hoch ist der Anteil der Minderjährigen, die selbst um Inobhutnahme gebeten haben?

4. Ist die Zahl der Unterbringungen in den stationären Einrichtungen gestiegen?
– Bezogen auf alle Einrichtungen
– In den LWL Einrichtungen

5. War die „Heimaufsicht“ im genannten Zeitraum physikalisch in den Einrichtungen präsent, wenn ja, nach Ankündigung oder unangekündigt?

Begründung:

Wie den überregionalen Medien, sowie den Veröffentlichungen der Spitzenverbände der Wohlfahrtspflege zu entnehmen war und ist, stieg in der Pandemie die Zahl der Minderjährigen, die häuslicher (familiärer) Gewalt (physisch, psychisch, sexualisiert) ausgesetzt waren und sind, überproportional an. Gleichzeitig haben die Jugendämter ihre Präsenzzeiten eingeschränkt; Viele Mitarbeiter:innen befanden und befinden sich im homeoffice. Face to face Gespräche finden oftmals nur noch digital statt. Verständlich und nachvollziehbar, für die Betroffenen Minderjährigen oftmals aber eine traumatisierende Katastrophe.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Kohn                                                                Selda Izci
Fraktionssprecher                                                  Fraktionssprecherin

Roland Koslowski                                                  Berfin Ince
Mitglied im Landesjugendhilfeausschuss          Mitglied im Ausschuss Jugendheime

f.d.R. Sandra Riveiro Vega
Fraktionsmitarbeiterin

Antwort der Verwaltung während der Sitzung des Landesjugendhilfeausschusses am 14.06.2021

Frau Westers berichtet, dass es zur Anfrage noch keine validen Erkenntnisse gebe. Auch auf Basis der Rückmeldungen der Jugendämter teile das Landesjugendamt die Auffassung, dass die Gefährdungspotenziale zugenommen haben. Es lägen dazu aber noch keine repräsentativen Daten vor. Auch die Inobhutnahme-Statistik für den genannten Zeitraum fehle noch.

Die Mitarbeitenden der Heimaufsicht hätten auch während der Pandemie-Zeit in allen Fällen möglicher Kindeswohlgefährdung Termine vor Ort wahrgenommen. Beratungstermine wurden und werden derzeit digital angeboten.